Fernwärme Lienz zum Nachdenken

 

Anleitung: “Wie verheizt man viel Geld?“

Hast du Zeit und auch viel Geld und bist darüber hinaus noch dumm?

Dann steig auf “Fernwärme“ um!

Die Stadtwärme Lienz ist eine sage und schreibe

 

Halbe-Milliarde-Schilling- oder, in Euro ausgedrückt, ein 39-Millionen-Projekt,

finanziert von der Stadtgemeinde Lienz unter dem Motto des Umweltschutzes: Das war aber bereits zu Baubeginn im Jahr 2000. Zwischenzeitlich ist eine weitere Ausbaustufe (2006) dazu gekommen, wo noch einmal kräftig der Steuerzahler zur Kasse gebeten wird. Das Investitionsvolumen beträgt hier noch einmal

 

€  13 Millionen.

Das heißt, aus einem 16-Mille-Projekt wurde ein 39-Mille-Projekt, wobei die letzte Ausbaustufe zur Gänze auf Kreide finanziert wurde. Fürwahr ein richtiges Verdienstgeschäft für die Banken, aber urteile über die hier präsentierten Verluste der Nicht-Bankiers selbst:

Übrigens: Teilhaber sind  Tiwag zu 48 %, die Stewe zu 48 % und die Gemeinde Lienz zu 4 % – seit Dezember 2007 gibt es nur mehr die Tiwag als alleinigen Eigentümer.

Nachteile

 – Vorlauf- und Rücklauftemperatur der Fernwärme passen nicht zu den vorhandenen, handelsüblichen Heizkörpern bei den Abnehmern, diese müssen nämlich standardmäßig mit höherer Vorlauf- bzw. Rücklauftemperatur „gefahren“ werden, als die Fernwärme in ihrem Leitungsnetz bzw. an der Übergabestation bereitstellt.

– Folge: sämtliche sekundärseitig vorhandenen Heizkörper müssen/sollen im Haus ausgetauscht werden, hohe private Investitionskosten sind die Folge. Teilweise kommt die versprochene Temperatur gar nicht beim Kunden an, d.h., die Raumtemperatur ist zu kalt oder gar zu warm.

– durch das viel zu lange Leitungsnetz (Peggetz Ost) gibt es hohe Verluste beim Transport der Wärmeenergie bzw. diese ist zwangsläufig immer in Bewegung zu halten. Folge: massive Leitungsverluste (ca. 20 %) und damit verbunden enorme Energieverschwendung. Leicht ersichtlich dass über dem verlegten Rohrnetz auf den Strassen der Schnee schmilzt bzw. bei Regen das Wasser schneller abtrocknet.

– die Fernwärmekunden werden verpflichtet, ihre vorhandenen Heiz- und Ölkessel zu entfernen, wodurch die Kunden zwar Platz gewinnen, was ihnen aber bspw. im Fall der Verschrottung einer erst jüngst erworbenen Heizung auch sehr große finanzielle Verluste verursacht.

– die vom Verbraucher aufzuwendende Investition beträgt ab ca. € 5.000,- aufwärts, je nach Entfernung vom am Haus vorbeiführenden Leitungsstrang und abgenommener Energiemenge. Das heißt im Klartext: wer sich einmal für die Fernwärme entschieden hat, muß dafür ein Leben lang zahlen. Denn bei einem Ausstieg aus der Fernwärme müsste wieder eine teure Einzelheizung ein- und die kundenseitige Fernwärme-Installation kostspielig abgebaut werden.

– Ölpreis und Gaspreis sind mit dem Hackschnitzelpreis gekoppelt, das heißt, steigt der Ölpreis, steigt automatisch auch der Gas- und Hackschnitzelpreis – aber leider nicht umgekehrt. Darüber hinaus treibt die hohe Nachfrage nach Holz und Pellet’s (Engpass) den Preis der Fernwärme immer weiter in die Höhe.

– Der Gaspreis folgt in der Regel dem Ölpreis mit einer Verzögerung von etwa einen halben Jahr. Was dann vermutlich gleich zwei Preissteigerungen im Jahr nach bringen wird. Nämlich einmal im Sommer und einmal dann vor Beginn der Heizsaison.

– bei der Fernwärme fällt für die Bereitstellung der Energie, wie bei Strom, Gas etc., eine Grundgebühr an. Das heißt, auch bei Nichtbezug von Wärmeenergie hat der Fernwärmekunde die Grundgebühr immer zu bezahlen. Nebenbei erwähnt:  die Grundgebühr ist ebenfalls mit jeder Preiserhöhung beim Öl und Index gekoppelt, eine kaum noch zu rechtfertigende Bereicherungspraxis der Stadtwärme.

– bei tiefen Temperaturen liefern heimische Ölfirmen pro Woche zusätzlich ca. 50.000 bis 90.000 Liter Heizöl zu den Hackschnitzeln, um den Wärme-Energiebedarf und die anfallenden Fernwärmeverluste zu decken. Die heimische Ölfirma wird sich darüber sicher freuen. Warum hat die Fernwärme wohl noch zusätzlich einen 100.000 Liter Ölkessel einbauen lassen? Doch sicher nicht alleine deswegen, um bei einem Ausfall der Hackschnitzelanlage eine alternative Energiequelle zu haben!

  • die Verbraucher sind des weiteren verpflichtet, alle ihre alternativen Heizquellen zu entfernen und den Kamin zuzumauern (ansonsten fällt Entgeld für den Kaminkehrer an).

– die abgeschlossenen Verträge binden den Verbraucher auf 10 bis 15 Jahre an die Fernwärme. Erst Jahre nach Abschluß der Verträge gab es Gerichte, welche diese Vorgangsweise als ungesetzlich verurteilten.

– die zentrale Versorgung wirft natürlich viele Fragen auf: Bei einer Störung der Anlage, bei einen Anschlag auf das Heizwerk oder das Leitungsnetz – wie erfolgt die Notversorgung der Abnehmer?

– die Verlegung des Rohrnetzes erfolgte oberhalb des bereits verlegten Abwasserkanals, der Telefon und Stromleitungen bzw. auch Wasserleitungen etc. Dies verursacht immense Kosten der o.a. Kanäle, Kabel und Leitungen bei einer diesbezüglichen Reparatur oder erforderlichen Neuverlegung des Kanalnetzes (enge Strassen). Übrigens das dabei verlegte Leitungsnetz beträgt hier über 70 KM

– die anschl. notwendige Aufforstung der Wälder ist ein Kostenfaktor der nirgends berücksichtig wurde bzw. wird. Der Preis für 1 Hektar Aufforstung beläuft sich dabei auf ca. € 3.000.- Leider enthält Holz nicht viel Energie, deshalb müssen enorme Mengen Holz heran transportiert werden, für den Versuch, die versprochene Wärme auch zu erzeugen.

– die Lagerung der Hackschnitzel im Freien (keine Überdachung) – zig mal musste die Feuerwehr bereits ausrücken um selbstentzündete Brände im Freiheizwerk zu löschen. Allein 40 % der Energie wird nun damit verbraucht, um das aufgenommene Wasser im Holz zu verdampfen (schlechter Wirkungsgrad) bedingt durch falsche Lagerung des Holzes nicht überdacht.

– so wird unter anderen auch viel schlechtes Holz, Abfälle etc. angeliefert und mit verheizt. Das heißt mittel wertiges Holz, z.B. 1 kg Fichte hat ungefähr 4000 Kcal. 1kg Buche ca. 6000 Kcal. und Abfallholz gar nur mehr 2000 Kcal.

– der Ausstoß (Kamin) an Schadstoffen durch verbranntes Holz (Asche) ist groß, siehe dazu Bild. Weiters belastet die Verbrennung von Hackschnitzeln stark die Umwelt (laut vorliegender Studien). Erschreckend hoch ist die Feinstaubbelastung durch Holzverbrennung, ebenso massive Luftverschmutzung durch Kohlenmonoxid, Stickoxyde und andere Luftschadstoffe.­

– die Entsorgung des dabei anfallenden Schuttes (Asche), ca. 6 m3 pro Woche, kostet alleine € 190.- pro Tonne. Hohe Temperaturen und darin enthaltene Schwermetalle lassen diesen zu Sondermüll werden. Wie weiters zu erfahren war soll auch Radioaktivität darin vorhanden sein.

– das Sonnensegel war ein reines Prestige-Objekt der Tiwag/Stadtgemeinde und hat eigentlich nur Geld verschlungen und ist ganz klar unwirtschaftlich.

– die Methoden beim Verkauf von Verträgen (Keiler) entsprechen nicht dem Wahrheitserfordernis. Mißbrauch des Umweltgedankens etc., Uberrumpelung der Konsumenten war und ist nach wie vor gegeben. Ein Kunde (Lehrer) klagte die Fernwärme wegen Nicht-Erfüllung der Vertragsbedingungen. Die Stadtwärme verlor den Prozess und musste dem Kunden die Ölheizung wieder einbauen.

– der Rechnungshof kritisierte bereits in seinem Prüfbericht (2006) die Stadtwärme Lienz wegen Unwirtschaftlichkeit.

– der wirtschaftliche (Energieaufwand) Kostenaufwand von der Holzschlägerung, Seilbringung, Transport bis zum Sägewerk, der Zerkleinerung, Lagerung und letztendlich Verheizung ist groß.

  • wie hoch ist der Anteil der Holzlieferungen durch auswärtige Firmen, speziell im Osten Österreichs?

– Aufkauf des heimischen Rundholzes durch auswärtige Firmen treibt natürlich den Preis (ca. 60 %) weiter in atemberaubende Höhen (Angebot und Nachfrage).

– Die Bilanz 2005 weist ein negatives Eigenkapital von 281.920 Euro, einen Bilanzverlust von 5,48 Millionen und eine Verschuldung von 25,4 Millionen aus.

– das Eigenkapital war in der Bilanz 2004 bis auf einen bedeutungslosen Anteil von 2.000 Euro restlos verbraucht. Die Bilanz 2006 steht noch aus, aber es ist zu befürchten, es wird eine Bilanz des ‘Schreckens‘. Laut Tiwag geht es nicht ohne einen weiteren “Kapitalzuschuss“ und dieser soll in Höhe einer mindestens sechsstelligen Summe ausfallen.

– bei der Verlegung der Leitungen (Rohre) für die Fernwärme Anschlüsse im Strassennetz der Stadt, wurden auch Leerrohre mit verlegt. Die Stadtgemeinde lässt sich nun mit  €  50.000.- einmalig für die Leitungsnutzung durch die Tiwag abspeisen.

  • zwischenzeitlich hat die Stewe Teilhaber mit 48 % an der Stadtwärme das Risiko erkannt und die Anteile an die Tiwag verkauft (just in time) und die Stadtgemeinde Lienz mit 4 % Anteilen beabsichtigt sich ebenfalls davon zu trennen. Somit wird die Tiwag alleiniger Eigentümer der Fernwärme Lienz werden.

– bis zum Jahresende 2007 will die Tiwag zu 100 % im Besitz der Lienzer Stadtwärme Gmbh  sein. Die zweite Ausbaustufe mit immerhin 13 Millionen an Investitionsvolumen, wurde zum überwiegenden Teil durch Kredite finanziert.

  • Sechs Millionen muß nun die Tiwag in die Stadtwärme (Kapitalzuschuss) stecken, das sind für die Stadtgemeinde Lienz bei 4 % immerhin € 200.000.- die hier die Stadt Lienz (Steuerzahler) aufbringen muß.

– dass die Stadtwärme die Empfehlungen des Rechnungshofes vom Jahr 2006 in ihren Bericht nicht umsetzt ist eine traurige Tatsache. Keine Transparenz bei den Wärmetarifen, die Kalkulation für die Tarife ist mangelhaft. Dazu kommt keine Ausschreibungen der Leistungen damit Marktgerechte Preise sicher gestellt werden.

Regiert im Wald das Geld oder die Natur – Raubabbau an Holz in den Wäldern:

Ein weiteres nicht unerhebliches Problem ist systematische Abholzung unserer Wälder um die Nachfrage nach Holz zu stillen. Dazu wird alles verwertbare Holz angeliefert

Da hilft auch das aufforsten nicht viel denn um einen Baum wieder da hin zu bringen, braucht es wieder mindestens 100 Jahre.

Anmerkung:  Die Stadtwärme wurde im Jahr 2000 gegründet – damals versicherte Tiwag Chef

Bruno Wallnöfer, dass die Kunden keine Angst vor Preissteigerungen haben müssen.

Fernwärme Lienz – ein Ende Mit Schrecken:

 Der Hauptgrund  für die prekäre Lage so Bürgermeister Hibler liegt an der zweiten Ausbaustufe welche mit 13 Millionen Euro zu 100 % über Darlehen finanziert wurde. Da die STEWE nicht bereit war weiteres Eigenkapital zuzuschießen. Übrigens die Gelder dazu fließen dabei ausnahmslos über die Landeseigene Hypo Bank Tirol wen wundert’s.

Die Stadt hat sich im Jahr 2000 mit insgesamt 181.800 Euro nicht zu vergessen Steuergelder eingekauft und sich so 4 % der Anteile gesichert. Hibler weiter, wenn wir die 4 % nicht abgeben stehen wir morgen vor dem Konkursrichter, deshalb gibt es bis zum Jahr 2015 einen zusätzlichen Rahmenvertrag, welcher der Stadt ein Mitspracherecht gewährt.

Nun aber steht das Unternehmen mit 6 Millionen Euro Betriebsverlust dar, hier müssten nun die Gesellschafter ordentlich zuschießen, für die Stadt Lienz sind das immerhin 240.000.- Euro.

Die Stadt verkauft nun die Anteile um sage und schreibe 77.000.- Euro ein untragbarer Zustand ein Schlag ins Gesicht. Da nun die Tiwag zu 100 % Eigentümer der Fernwärme Lienz ist, werden Preiserhöhungen wohl nicht ausbleiben, zumal ja der Ölpreis auch kontinuierlich weiter steigt.

Das ist die wahre Politik des Gemeinderates der Stadt Lienz (ÖVP – Mehrheit und nicht zu vergessen der anderen mit stimmenden Fraktionen) welche auf Steuergelderkosten Geld in den Sand setzen und das nicht nur bei der Fernwärme Lienz: Die Tiwag wird sich freuen denn sie verdient dabei doppelt und dreifach!

– die Verbrennung von Müll ist bis dato gänzlich ausser acht gelassen worden warum wohl.

– sämtliche Gemeindewohnungen wurden dazu (zwangsläufig) an die Fernwärme angeschlossen. Die Sanierung (Anschluss an die Fernwärme) dieser Wohnungen kommt den Steuerzahler ebenfalls wieder teuer zu stehen.

Übrigens:   Ein sündteures “Erdwärme-Projekt“ welches beim Umbau der Lieburg 1986 installiert wurde, ist nun ganz einfach aufgelassen bzw. der Tiefbrunnen zugeschüttet worden Grund: die Gemeinde als Teilhaber hat sich nun entschlossen, ebenfalls Fernwärme zu beziehen. Ein treffliches Beispiel für Geldvernichtung im Quadrat.

 

P.S.:      Weitere Informationen gibt es unter der URL www.forum-unabhaengiges-heizen.at, welches von einer breiten Allianz Betroffener und Interessierter gesponsert wird.

 

Anmerkung:  Mir geht es hier nicht um eine Polemisierung (Schwarzmalerei) sondern

ausschließlich darum, die Bevölkerung ein wenig aufzuklären und mit Hintergrundinformationen zu beliefern, damit sie sich ein jeder selbst ein Bild über die „Fernwärme Lienz“ machen kann.

Nicht zu vergessen auch den Verantwortlichen Akteuren und Politikern (Hauptverursachern) dieser Misere zumindest, ein wenig das Handwerk zu legen.